Ana De Vivar

Ana De Vivar über Konstantinos Dregos"Grumbling Hive" 2013, (165x200cm) Acrylic, Paint, Charcoal, Wax Pastels, Graphite on Canvas.

 

"Becoming Other" ein Essay von Ana De Vivar

KONSTANTINO DREGOS in KIENZLE ART FOUNDATION

 

Sich nähern, fühlen und verstehen: all dies wecken die Werke des griechischen Künstlers Dregos (Athen, 1977) beim Betrachter. Seine Stücke rufen uns auf, auf- merksam zu bleiben und die Intensität zu entdecken, die jedes einzelne in sich birgt.

Im Jahr 2008, als Dregos nach Berlin zieht und unter anderem Barnet Newmann, Ellsworth Kelly oder Giorgio Morandi als Bezugspunkte hat, lässt er die gurative Malerei hinter sich und vertieft sich in die Welt der Objekte. Dieser Prozess der „Ruinvention“ spiegelt sich in seiner Serie Chamber Plates monochromer Holzskulp- turen wider.

Dregos zieht eine feine Linie zwischen den Ideen der Zerstörung und der Einheit mit Hilfe einer Vielzahl von künstlerischen Strategien. Dynamik, Kraft und Aktion der Zerstörung verwandeln sich in Schnitte, Zerstückelungen oder Perforierungen in seinen Holzskulpturen oder Industriematerialien wie der Kautschuk. Diese stehen neben dem konstruktiven Charakter der Applikationen auf Holz, aus den Materialien herausgearbeitet wie eine Umzugsdecke oder die intensiven Pinselstriche auf den Leinwänden.

Die Zerstörung verbindet sich mit der Kreation und die gleiche Aktion, Kraft und Bestimmtheit nden sich, sowohl in den Gemälden wie auch in den Skulpturen, im Vorgang der Wiederherstellung wieder, und spiegeln den Prozess der Re ektion des Künstlers und das Ergebnis eines analytischen Produkts.

Weit von einer Erzählung entfernt, führt uns seine Malerei durch die Überlappung von Form und Ober äche, zu einer Einheit, zum Apeiron von Anaximandro: die universelle, ewige, unendliche und unbestimmte Substanz, in konstanter Aktivität und ewiger Bewegung; die Substanz die alles vereinheitlicht.

Im Atelier, wo im Hintergrund so unterschiedliche Musik wie Nick Cave oder Black Metal läuft, sieht man wie Dregos sich seiner neuen Arbeit und deren Materialien stellt: sehr aktiv, ernst und konzentriert. Hier unterscheidet und trennt sich das Subjekt nicht vom Objekt, sondern bilden eine Einheit .

Seine Arbeiten, die die Dichotomie des diskursiven Prozesses und der Körperspra- che innehaben, verweisen auf die Phänomenologie der Wahrnehmung Merleau- Pontys.

„Eine Erfahrung zu sein bedeutet eine innere Kommunikation mit der Welt (...) und den anderen, zu sein wie sie statt an ihrer Seite“ (Merleau-Ponty).

Die Wahrnehmung hat bei Dregos eine aktive Dimension im Sinne einer ursprüng- lichen Öffnung für die Welt des Lebens. Die wahrnehmende Erfahrung ist eine Öffnung und eine Begegnung zwischen der Intentionalität des verkörperten Be- wusstseins und einer Welt die sich offen und unfer tig zeigt.

Die Rastlosigkeit, die Rohheit und das Geheimnis seiner Werke basieren auf einer subtilen Harmonie. Diese Attraktivität zieht Aufmerksamkeit auf sich, und hält uns in einem Zustand, der Suche und Entdeckung. Konstantino Dregos untersucht den Begriff der Schönheit durch dieVorstellungen von Körper,Wahrnehmung und der Einheit. Dadurch liegt die Schönheit seiner Arbeiten nicht auf der Ober äche, son- dern in der Tiefe seiner künstlerischen Methodik. 

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