"Atem Speicher" ein Text von Klaus Gerrit Friese
„Ars Ex Machina“ nennt der Künstler eine Folge von Bildern, an denen er seit 2013 arbeitet. Ingenieurszeichnungen aus dem 20. Jahrhundert dienen ihm als Ausgangspunkt. Spielerische Skizzen unrealisierter Ideen, deren Zeit noch nicht gekommen war, die noch reifen mußten oder deren Produktionsmöglichkeiten noch nicht vorhanden waren, und die dennoch große visuelle Anziehungskraft ausüben.
Diesen Komplex unvollendeter Entwürfe verwandelt Dregos in ein eigenes künstlerisches Projekt: Die Baupläne dieser Ideen sind es, deren verborgene Struktur vom betrachtenden Künstler aufzudecken, zu entwickeln, zu verbergen ist. Diese Ideen tragen ein Scheitern in sich, sie verkörpern den ästhetischen Reiz des Unfertigen, Vorläufigen und eines möglichen Neubeginns. Diesem Ansinnen entspringt die Serie „Atemspeicher“: Wäre unsere Lunge ein Atemspeicher, würden wir nicht daran zugrunde gehen, geradezu zerplatzen? Und doch ist der Atem Speicher vieler Dinge. Das Wort „Speicher“ verleiht dem Ganzen Dauer, Gewicht, unbestimmte Schwere. Ideen erhalten über Schrift und Gedichte ihren Bauplan, beziehen Bilder ein, rühren an Erfahrungen, auch mythische. Der Reiz der Anschauung wird durch eine ornamentale, kaum entzifferbare Handschrift gesteigert.
Hinzu gesellen sich Schreibmaschinenfragmente. Implantierte Zeichen – das Pferd, der Mensch, die Skizze, die ornamentale konstruktive Wachsform, die Schrift – bevölkern den Assoziationsraum, stimulieren unseren inneren Monolog: Sie geben uns zu denken, sie insistieren, sie speichern sich in uns.